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Richard GriebRichard GriebRichard Grieb wurde am 16. November 1892 in Straubing (Niederbayern) geboren.

Als Sohn von Anton Grieb (1865-1930), der nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule in München von 1891 bis 1921 in Straubing als Malermeister, Vorsitzender der Handwerkskammer, Stadtverordneter und Mitglied des Kreistages tätig war, wurde Richard Grieb als der talentierteste von vier Buben und einer Tochter vom Vater stark gefördert.

Nach dem Besuch des Gymnasiums und dem Beginn einer Architekturlehre arbeitete Richard Grieb zuerst in Metz, um sich dann jedoch an der Kunstschule von Dresden der Malerei zuzuwenden.

Noch vor 1914 besuchte er dann die Malschule von Wilhelm von Debschütz  in München und die Malklasse von Prof. Bernhard Pankok in Stuttgart.

Durch den Vater von Beginn an das Kunstgewerbe herangeführt, zeigt sich seine naturalistisch geprägte Kunst von den Strömungen der um 1900 einsetzenden Heimatkunst geprägt. Dabei greift er aber auch auf andere Stilrichtungen zurück, wie es z.B. die beiden Fernansichten von Straubing aus den frühen 1920er Jahren belegen.

 

Straubing 1921Straubing 1921

Straubing 1921Straubing 1921Stadtpatz Straubing 1921Stadtpatz Straubing 1921

 

Das Bild mit der Darstellung des Stadtplatzes wurde von der Stadt Straubing für den Sitzungssaal angekauft. 

Da Richard Grieb im ersten Weltkrieg in der Heimat, in Fürth, eingesetzt war, fuhr er von da aus viel in die Fränkische Schweiz. Dort lernte er den Volksschulrektor Kreyenberg aus Hamburg kennen, der ihm dann nach Kriegsende auch nach Hamburg zum Malen von Hafenbildern einlud. 1923 fuhr Richard Grieb dann nach Hamburg und lernte dort seine spätere Frau Elisabeth Schwarz kennen.

1927 heiratete der Kunstmaler Grieb, der bei seinem Besuch in Hamburg - begeistert von den Motiven - hier auf Jahre hängen geblieben war. Er erarbeitete sich in Hamburg einen ausgezeichneten Namen, so dass auch die städtische Galerie in Hamburg von ihm Bilder erwarb wie früher schon die städtische Galerie in Nürnberg.

Anschließend an die Hochzeitsreise nach Italien sollte es ähnlich gehen: das junge neuvermählte Paar kam nicht zurück, sondern ließ sich dort gleich nieder; zuerst in Taormina, dann in Palermo, wo 1928 die Tochter Riccarda geboren war.

Glücklicherweise hat Grieb nicht versäumt, viele seiner Bilder fotografieren zu lassen, ehe er sie an die Käufer hinausgab. Ein Album solcher Bilder z.B. nur aus dem Jahr 1919 zeigt uns tagebuchartig, wie eifrig und schnell Grieb zu schaffen vermochte: Landschaft und Stilleben von einer kühlen, erfrischenden Sachlichkeit, die Farbe großflächig hingelegt. Es sind Bilder aus seiner Heimatstadt Straubing und der näheren Umgebung wie Bogen, Oberaltaich, Furth im Wald; heimatliche Bäume, Alleen, Parks, Wirtsgärten oder Felder, weithin ausgebreitet, und Höhenzüge - und in seinen Stilleben: altes Porzellan, perlmutschimmernde Muscheln und Schnecken, Äpfel, Judenkirschen, Blätter . . .

In alten Jahrgängen der "Oberpfalz" finden wir schon Bilder von Grieb aus dieser Zeit.

Dann kommt Hamburg mit den zierlichen Kähnen und Segelschiffen auf der Alster und den wuchtigen Ozeanriesen, die im Hafen liegen oder die weiten Wasser durchpflügen - der goldenen Elbe; Schiffskamine, die man brüllen hört, Lagerhäuser wie Wolkenkratzer, Krane, schwere Schleppkähne und bewegliche Motorboote in ständiger Betriebsamkeit und Luft voll Dunst und Licht und der Weltoffenheit des Meeres dahinter.

Der Sprung ist nicht weit zu den Bildern von Palermo, der sizilianischen und damaltinischen Küste, wenn dort auch Wasser und Luft klarer und blauer werden und manchmal felsige Küste statt der Kaimauer ist

Die Bilder aus der Hamburger und der italienischen Zeit dürften zu den reifsten und besten gehören und zeigen Grieb bereits auf der Höhe des Schaffens. Es sind viele Gemälde aus fruchtbaren Jahren der Gestaltung. obwohl Grieb zeit seines Lebens sehr produktiv war.

Anfangs malte Grieb häufig in Aquarell und Tempera, später immer mehr in Öl. Schon in seinen Hamburger Jahren begegnet uns auch eine stattliche Anzahl von Porträts; ein Beweis, dass Grieb viele Auftraggeber hatte, sein Name also sehr bekannt war. Deshalb wurden später auch laufend seine italienischen Bilder in Hamburg verkauft.

Drei Jahre blieb Richard Grieb in Sizilien (wo er schon 1925 gewesen war; außerdem 1926 in Rapperswyl am Züricher See). Dann meldet sich die Heimat wieder. Der Vater (Anton Grieb) starb 1930.

Richard Grieb arbeitete nach sechs Klassen Gymnasium und Ausbildung zum Architekt bei einem Architekten in Metz, das damals noch deutsch war. Von hier aus machte der damals Achtzehnjährige größere Exkursionen auf seinem Motorradnach Frankreich. Die Beschaffenheit seines Motorrades mag die Tatsache beleuchten, dass er es bei einer fahrt nach Frankreich im Straßengraben stehen ließ und sich bei  Ausschreibung des gefundenen Gegenstandes nicht meldete.

Schon in Metz merkte der junge Grieb, dass seine eigentliche Neigung sich mehr der Malerei zuwandte und nicht der Architektur. Stieg ihm die buntselige Begabung seiner Mutter aus dem Unterbewusstsein herauf, die als Modistin über jugendlichen und älteren Häuptern ganze Blumengärten zu Frühlings- und Sommergedichten gestaltete? Denn damals war das Handwerk der Modistin noch lebensvoll und nicht mehr oder minder der Verkauf von Fabrik- und Serienware.

Erst auf der Kunstschule in Dresden entschloss sich Grieb ganz für die Malerei und ging zu diesem Studium an die Münchener Mal- und Zeichenschule Wilhelm von Debschütz, dann nach Stuttgart zu Professor Panok. Bis der Krieg ausbrach. Dann Hamburg, Sizilien. Und dann seine Rückkehr in die Heimat nach Tännesberg.

1932 zog Grieb - Aufträge halber - nach Zwiesel. Vorher aber ließ er sich noch einmal den Wind der lockenden Weite um die Ohren wehn und reiste in das damalige Jugoslawien, nach Split. Erst in der Folgezeit lesen wir in den Ausstellungs-Prospekten : Grieb-Zwiesel, Grieb-Vilshofen, Grieb-Wörth an der Isar, Grieb-Tegernheim und schließlich Grieb-Regensburg. In Wörth war er fünf Jahre geblieben. Von dort kam er 1940 nach Tegernheim, 1949 nach Regensburg, wo er in der Landshuter Straße Nr. 18 ein schönes Atelier hatte.
Richard Grieb engagierte sich auch in der "Gemeinschaft Bildender Künstler Straubing" und zählte 1949 zu den Gründungsmitgliedern. 1955 starb seine Frau Elisabeth.

Als Grieb nach einem Jahrzehnt Hamburg und Sizilien in seine Heimat zurückkehrte, hatte sich in seinem Stil nichts geändert. 

"Ich male, wie es mir passt, ohne mich weder vorher noch jetzt um Richtungen gekümmert zu haben" war seine Devise; und "Mein Bild soll nicht dekorativ wirken, es soll vielmehr auf den Beschauer einen lang anhaltenden Eindruck machen. Ich male zumeist nur ganz einfache Landschaften, aber ich will das typische an dieser Landschaft, die Eigenart in das Gemälde legen!" war das Ziel seiner Kunst. Und diese wirkliche Erfassen des Typischen und Eigenartigen bedingt es wohl, dass Grieb niemals sein Naturalismus vorgeworfen wurde, als kopiere oder fotografiere er die Natur; Grieb wurde stets ernst genommen in seiner Kunst.

Seine Bilder nach jenem Jahrzehnt sind jedoch ausgreifender, schwungvoller und leuchtender in den Farben, weil Erfahrung und Erinnerung sich in ihnen gesammelt hat. Welchen Rausch der Pfingstrosen legt er jetzt hin, welches Licht und welchen Jubel der blühenden Kakteen! Und welch schwimmendes, diesiges Verdämmern über einem "Regensburg im Winter", wo die Eisschollen bleiern auf der Donau treiben und der Dom wie ein Kastell in den Nebel und in den Himmel steigt. Farbenfroh und temperamentvoll malt Grieb seine Landschaften im Sommer und Herbst, oder auch müde in den Herbst hinein oder in den zudeckenden Winter. Er kann eben Stimmungen festhalten, die Eigenart und das Typische.

Dass Bilder von Grieb für die Kunsthalle Hamburg und die städtische Galerie Nürnberg angekauft wurden, beweist, welche Geltung dem Maler Grieb zukam. Seine Vaterstadt Straubing erwarb das Gemälde ihres Theresienplatzes für den Rathaussaal. 1951 malte Grieb den früheren Reichswehrminister Dr. Geßler, der drei Jahre lang Oberbürgermeister in Regensburg war, der letzte aus dem liberalen Lager, und anschließend Oberbürgermeister in Nürnberg. Vor Regensburg war Dr. Geßler Staatsanwalt in Straubing. Dort war er mit dem Vater Anton Grieb, der auch als Laienrichter tätig war, gut bekannt.

Richard Grieb war zeit seines Lebens auch politisch interessiert und gehörte den Freien Demokraten an. Er hatte einen ausgesprochenen Gerechtigkeits- und Sauberkeitssinn, der manchmal fast fanatisch wirkte.

Am 25. August 1958 wurde Richard Grieb Opfer eines Verkehrsunfalls. Als er auf dem evangelischen Zentralfriedhof begraben wurde, war Sommers hohe Zeit und die Maler des Berufsverbandes Bildender Künstler, dem er angehört hatte, waren in Ferien. Seine politische Partei legte einen Kranz mit Schleife ihrer Farben nieder. Von seiner Tochter mochte der große Kranz stammen mit lauter Sonnenblumen. Sonnenblumen, die Grieb so gerne gemalt hatte wie Pfingstrosen, blauen Rittersporn und roten Mohn.

(Auszüge einer Veröffentlichung von Berta Rathsam, in "DIE OBERPFALZ" Heimatzeitschrift, 47. (53.) Jahrgang, 7. Heft, Juli 1959 Verlag Laßleben, Kallmünz,  siehe auch Rubrik "Literatur")